Projektvorhaben und Zielstellung
An der 1991 gegründeten Ernst-Abbe-Hochschule Jena (EAH Jena) sind mehr als 4500 Studierende in Studiengängen aus den Bereichen Gesundheit und Pflege, Sozialwesen, Betriebswirtschaft und Ingenieurwissenschaften immatrikuliert, deren Studienalltag durch den Einsatz digitaler Technologien zur Umsetzung hybrider Lernszenarien beeinflusst wird.
Damit die Vermittlung der Fachinhalte in dieser Form auch breite Zustimmung und Anwendung bei den Lehrenden findet, ist eine fortlaufende praxisnahe Unterstützung in den Themenfeldern
- Hochschuldidaktik
- rechtliche Rahmenbedingungen sowie
- Nutzung der Infrastruktur für digital unterstützte Lehre
unerlässlich. Sie bildet die Grundlage für eine nachhaltige Implementierung von Blended Learning in der Lehre, die aber nur dann gelingen kann, wenn
- motivierende institutionelle Rahmenbedingungen geschaffen und
- Lehrende sowie Studierende praxisnah unterstützt werden.
Das Projekt INSPIRE besteht aus drei Handlungsfeldern, in denen
- Institutionelle Rahmenbedingungen für Blended Learning angepasst und erweitert werden;
- Unterstützung Lehrender für Blended Learning durch Entwicklung praktischer Supportelemente ausgebaut wird sowie die
- Implementation von „Smart Practice“ als ein fachspezifisches Pilotprojekt mit interprofessionellem Ausbildungsansatz im spezifischen Bereich der Gesundheitsfachberufe etabliert wird.
Handlungsfeld 1: Institutionelle Rahmenbedingungen für Blended Learning
Corona und die Digitalisierung
Die besondere Situation der Corona-Pandemie hat zu einer beschleunigten Entwicklung in der digital unterstützten Lehrpraxis geführt, die jedoch in der langfristigen Perspektive mit angemessenen qualitätssichernden Elementen untersetzt werden muss. Das Projekt INSPIRE möchte zunächst die Erfahrungen der Lehrenden und Studierenden mit digital bereicherter Lehre unter aktuellen Bedingungen erfassen, um darauf aufbauend Standards zu entwickeln und diese institutionell zu verankern.
Qualitätssicherung der digital bereicherten Lehre
Der notwendige Prozess umfasst die Auseinandersetzung mit den bereits vorhandenen Daten aus Umfragen unter Lehrenden und Studierenden während der Corona-Pandemie und der Identifizierung von Best-Practice-Beispielen. Ziel ist es, ausgewogene Qualitätskriterien für digital gestützte Lehre unter besonderer Berücksichtigung von Blended Learning an der EAH Jena zu definieren. Auf der Basis dieser institutionell etablierten Qualitätsstandards wird das bestehende zentrale Evaluationssystem der EAH Jena um die notwendigen Elemente zur Bewertung der Qualität dieser Entwicklungen erweitert und hochschulweit zur Verfügung gestellt.
Kurz und knapp
Folgende Maßnahmen werden im Handlungsfeld Institutionelle Rahmenbedingungen für Blended Learning umgesetzt: Implementierung eines Qualitätsstandards für die digital bereicherte Lehre, Anpassung zentraler Evaluationsmaßnahmen an Besonderheiten der digital bereicherten Lehre und Einsatz der angepassten Evaluation.
Handlungsfeld 2: Unterstützung Lehrender für Blended Learning
Hochschuldidaktik
Mit Aktivierung zum Lernerfolg
Wie Studien belegen sollten an Hochschulen aufgrund der bisherigen Erfahrungen mit rein digitaler Lehre mehr Interaktions- und Sozialformate geschaffen werden, die auch im Präsenzbetrieb nicht an Relevanz verlieren. Diese aktuellen Ergebnisse bestätigen, dass die kognitive Aktivierung positive Effekte auf den studentischen Lernerfolg hat. Von zentraler Bedeutung an der EAH Jena ist der qualifizierte Einsatz digitaler Hilfsmittel, insbesondere von Classroom-Response-Systemen (CRS) und entsprechenden Moodle-Aktivitäten wie interaktiven Tests.
Feedback zahlt sich aus
Feedback beeinflusst maßgeblich die Lehrqualität. Ein wesentlicher Faktor für den Lernerfolg ist Qualität und Häufigkeit des Feedbacks von Lehrenden an Studierende. Gemäß der Umfrage „Digital bereicherte Hochschullehre“ spielt Feedback an der EAH Jena bereits eine wichtige Rolle. Im Rahmen des Projekts soll Feedback, auch digital unterstützt, daher verstärkt in der Lehre an der EAH Jena verankert werden. Hier bietet beispielsweise die Lernplattform Moodle Möglichkeiten, z.B. durch automatisiertes oder individuell verfasstes Feedback bei interaktiven Tests und Aufgaben. Für Feedback von Studierenden an Lehrende oder an andere Studierende können zudem CRS genutzt werden.
Hochschullehre neu denken
Im Zuge der Corona-Pandemie ist auch an der EAH Jena eine Vielzahl digitaler Lehrmaterialien entstanden. Damit haben sich Chancen eröffnet, Flipped-Classroom-Konzepte dauerhaft in der Lehre zu verankern und so den Lernerfolg zu sichern. Dieser ist jedoch nur bei kompetentem didaktischem Einsatz zu erwarten, etwa der Einbindung von Quiz-Elementen. Verstärkter Einsatz asynchroner Selbstlernphasen sowie soziale Interaktion in Präsenzphasen durch Aktivierung verbessern zudem Möglichkeiten zur Teilhabe. Das Projekt widmet sich hierbei auch der individuellen Beratung von Lehrenden, um basierend auf dem jeweiligen Setting vorhandener Materialien, passende Blended Learning-Konzepte zu entwickeln.
Wir sind für Sie da
Der Bereich Hochschuldidaktik für Blended Learning möchte die Lehrenden in der Entwicklung neuer Lehrkonzepte begleiten und unterstützen. Das beinhaltet sowohl die Fortführung und Weiterentwicklung von Austauschformaten für Lehrende als auch die Aufbereitung von gut übertragbaren Best-Practice-Beispielen. Darüber hinaus ist die individuelle Beratung von Lehrenden in unterschiedlichen Formaten und unmittelbare Umsetzungs-Unterstützung ein großes Anliegen von INSPIRE.
Rechtliche Sicherheit in der digital angereicherten Lehre
Digitale Lehre rechtssicher gestalten
Vielfach existieren bei Lehrenden noch Hemmnisse, den Methodenbaukasten digital angereicherter Lehre voll auszunutzen, da Unsicherheiten im Umgang mit Datenschutz, Urheberrecht und digitalem Prüfungsrecht bestehen. INSPIRE möchte die rechtliche Kompetenz Lehrender durch
- Informationsmaterialien zum Datenschutz und Urheberrecht,
- Handreichungen zu prüfungsrechtlichen Besonderheiten bei digital gestützen Prüfungen sowie
- Workshops und individuelle Beratungsangebote
deutlich erhöhen. Die durch das INSPIRE-Team bereitgestellten Angebote sollen die Lehrenden dabei unterstützen, Bedenken zur Bereitstellung digitaler Lehrmaterialien abzubauen und den vermehrten Einsatz digitaler Prüfungsformate zu fördern.
Support IT und Technik
Mit Moodle zu Best-Practice-Beispielen
Das Lernmanagementsystem Moodle ist als zentraler Bestandteil digital bereicherter Lehre an der EAH Jena bereits etabliert. Um die didaktischen Möglichkeiten weiter auszuschöpfen, möchte der entsprechende Support die gesamte Spannweite von IT-Administration bis hin zu Best-Practice-Beispielen abdecken.
Lotse für die digitale Infrastruktur
Eine deutliche Lücke wird von den Lehrenden der EAH Jena im Bereich der notwendigen Kompetenzen zum adäquaten Einsatz der bereits existierenden digitalen Infrastruktur gesehen. Das Projekt INSPIRE möchte die Lehrenden im unmittelbaren Kontext von Blended-Learning-Beispielen zur Nutzung der vorhandenen Infrastruktur befähigen und fortlaufend unterstützen.
Folgende Maßnahmen werden im Bereich Support IT und Technik umgesetzt:
- Weiterentwicklung von Moodle-Tutorials für konkrete Lehr-Szenarien
- Kommunikation mit landesweitem Moodle-Support und eTeach-Netzwerk der Thüringer Hochschulen
- Schulung und Support zur Nutzung der Präsenz-Infrastruktur
- konzeptionelle Mitwirkung bei der Weiterentwicklung der Infrastruktur.
Handlungsfeld 3: Implementation von „Smart Practice“
Smart Practice - ein fachspezifisches Pilotprojekt mit interprofessionellem Ausbildungsansatz im Bereich der Therapie- und Gesundheitsfachberufe
An der EAH sind im Rahmen der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe fünf primärqualifizierende Bachelor-Studiengänge eingerichtet worden:
- Pflege,
- Physiotherapie,
- Hebammenwissenschaft/Midwifery,
- Rettungswesen/Notfallversorgung und
- Ergotherapie.
Die primärqualifizierenden Studiengänge enthalten einen umfangreichen fachpraktischen Studienanteil. An der Ernst-Abbe-Hochschule entstehen derzeit neue, interdisziplinär ausgerichtete und praxisorientierte Lehr- und Lernsettings, zusätzlich zu den bereits etablierten SkillsLabs. So wird es im Studium der Therapie- und Gesundheitsberufe zukünftig noch besser möglich sein, die unterschiedlichen Settings der Patientenversorgung digital unterstützt zu simulieren und komplexe Situationen beruflichen Handelns zu trainieren – dies mit besonderem Blick auf die akut-/langzeitstationäre Versorgung, die häusliche Versorgung sowie die Notfallversorgung im Rettungswagen und die Hebammenkunde.
Das interprofessionelle Lehr- und Lernkonzept „Smart Practice“ hat zum Ziel, elektronische Lehrmittel in das didaktische Konzept der SkillsLab-Lehre zu integrieren (Blended Learning).