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Dr. rer. nat. Julia Malinka

Universal Basic Income from a psychological perspective: Mental health trajectories in dependence of work motivation and interindividual differences

Betreuende: Prof. Dr. Kristin Mitte (EAH Jena), Prof. Dr. Matthias Ziegler (HU Berlin)

Kooperierende Universität: Humboldt-Universität zu Berlin

Disputation: 03.09.2024

Warum haben Sie sich nach Ihrem Studienabschluss entschieden zu promovieren?

Promovieren kam direkt nach meinem Diplom-Abschluss in Psychologie für mich nicht in Frage, der Wissensdurst war vorerst gesättigt. Und doch ließ es mich nie ganz los, mich der Promotion eines Tages doch zu widmen, schreiben konnte ich ja. Als der Tag näher rückte, wurde ich darauf angesprochen, ob ich ein eigenes Thema bearbeiten möchte, was frei wählbar sei. Das war der Startschuss, den es für mich brauchte. Ich fing an, nach einem Thema zu recherchieren, das ich selbst spannend fände aber auch nach Kontakten suchte ich, die mir die empirische und fachliche Umsetzung des Vorhabens ermöglichten.

Könnten Sie kurz Ihr Promotionsthema (allgemeinverständlich) umreißen?

Die Psychologie ist eine empirische Wissenschaft, somit war ich darauf angewiesen, Daten zu meinem Thema zu erheben, auszuwerten und zu interpretieren. Ich habe mit Hilfe des Vereins Mein Grundeinkommen e. V. zu drei Zeitpunkten mehr als 500 Personen vor, während und gegen Ende ihres Jahres mit Grundeinkommen befragt. Sie gaben Auskunft darüber, wie sie ihre Lebenszufriedenheit und ihr Wohlbefinden einschätzten. Die so entstandenen Verläufe der mentalen Gesundheit der Personen ließen sich dann auf verschiedene Prädiktoren hin überprüfen. Ich bezog Arbeitsmotivation, Persönlichkeitseigenschaften und persönliche Werte unter anderem mit in die Untersuchung ein. 

Im Ergebnis stiegen Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden der Probanden währen des Jahres und erreichten über alle Personen hinweg ein Plateau. Ein Effekt, der im Zusammenhang von Einkommen und mentaler Gesundheit bereits bekannt ist. Einer der Prädiktoren für das Wachstum konnte die selbstbestimmte, autonome Arbeitsmotivation herausgestellt werden. Genauer gesagt: war diese Arbeitsmotivation nicht vorhanden, profitieren Personen besonders stark vom Grundeinkommen. Hinsichtlich der interindividuellen Eigenschaften der Persönlichkeit und der Werte gab es einige Personengruppen, deren mentale Gesundheit stieg und keine, deren mentale Gesundheit unter dem Grundeinkommen litt. Insgesamt gesehen ist mein Fazit, dass das Grundeinkommen Potenziale in der mentalen Gesundheit freisetzen kann. Dies sollte in Pilotprojekten weiter erforscht werden um die Frage noch umfassender beantworten zu können, ob mit dem Grundeinkommen eine zeitgemäße Alternative der sozialstaatlichen Sicherung implementiert würde.

Was war für Sie während der Promotion die größte Herausforderung? Und was waren die Highlights in dieser Zeit? 

Rückblickend war die größte Herausforderung das Vertextlichen der eigenen Gedanken in englischer Wissenschaftssprache, für mich Neuland. Das hatte ich unterschätzt. An dieser Stelle kamen diverse Schreib-Coachings und gute Lektoren zu Hilfe.

Ein Highlight war es immer wieder, sich mit anderen Wissenschaftler:innen, ob fachfremd oder aus der eigenen Disziplin, kritisch auszutauschen und auf Tagungen, Kongressen und Promotionsveranstaltungen das Thema zu vertreten. Super Nebeneffekt: es half sehr in Vorbereitung auf die Disputation.

Was würden Sie im Rückblick anders machen?

Ich würde mehr und ruhiger schlafen. Aber auch das gehört zum Prozess dazu: den eigenen Zweifeln stellen und Schritt für Schritt weitermachen.

Wie geht es für Sie nach dem Promotionsabschluss beruflich weiter?

Ich leite seit Mai 2024 eine Berufsfachschule für Pflegeberufe in Apolda. Perspektivisch werde mich nach wie vor für mentale Gesundheit, für mehr Teilhabechancen, Bildungsgerechtigkeit und politische Bildung einsetzen und wer weiß, wohin mich das führt.

Welche Tipps würden Sie angehenden Doktorand*innen an der EAH mit auf den Weg geben?

Lasst euch beraten, hört euch Erfahrungsberichte von Promovierenden oder Post-Docs an, nehmt an vorbereitenden Mentorings teil, probiert euch bereits während des Studiums viel aus.

Wenn klar ist, das ist euer Weg, dann nutzt die Chancen gut, die euch gegeben werden. Sie entstehen immer wieder - sei es in Form neuer Kontakte, Konferenzen, Tagungen, Ausschreibungen für Stellen oder Stipendien, (Mit-)Autorenschaften, interessanten Themen oder Peers/Weggefährten.

Und vielleicht noch ein Drittes: Macht ein Thema im Rahmen der Möglichkeiten zu eurem Thema: Was findet ihr daran spannend? So ist es leichter, am Ball zu bleiben.

Links zu den Original-Veröffentlichungen:

Malinka, J., Mitte, K., & Ziegler, M. (2024). Universal Basic Income and Autonomous Work Motivation: Influences on Trajectories of Mental Health in Employees. Journal of Applied Research in Quality of Life. https://doi.org/10.1007/s11482-024-10316-x

Malinka, J., Mitte, K. & Ziegler, M. (in press). Who (really) wins with Basic Income: Personality and Values as Predictors of Happiness Trajectories. Journal of Happiness Studies. https://doi.org/10.1007/s10902-024-00831-x 

Malinka, J. (2024). Data from an Online Panel Study among 573 Universal Basic Income (UBI) participants in Germany. https://doi.org/10.18452/28129