Dr. rer. nat. Tobias Weise
Analysis and Optimisation of Bioprocess Regimes in Microalgae Biotechnology
Betreuer: Prof. Dr. Michael Pfaff
Kooperierende Universität: FSU Jena
Disputation: 12.11.2021
Warum haben Sie sich nach Ihrem Studienabschluss entschieden zu promovieren?
Dieser Schritt stand nach meinem Studienabschluss noch nicht wirklich fest und ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Neben der weiterführenden Qualifizierung war vor allem das angebotene Thema im Bereich der Bioprozess-Steuerung und -entwicklung für mich persönlich ausschlaggebend. Ich war hiermit bereits während der Arbeit in meinem Ausbildungsberuf in Kontakt gekommen und habe dann meine Abschlussarbeiten im Bachelor und Master-Studium zu diesem Thema geschrieben. Ein zusätzlicher Anreiz war auch die Möglichkeit am Aufbau des Labors der damals noch sehr jungen Arbeitsgruppe mitwirken zu können.
Könnten Sie kurz Ihr Promotionsthema (allgemeinverständlich) umreißen?
In meiner Dissertation habe ich Strategien zur modellgestützten Optimierung von Mikroalgen-Bioprozessen im anwendungsorientierten Bereich entwickelt und validiert. Ein besonderes Augenmerk lag hierbei auf der Verwendung von Routinemessdaten, sowohl für die Modell-Parametrierung als auch für die Optimierung. Durch die optimierte Bioprozesssteuerung lässt sich eine deutliche Steigerung der Biomasseproduktivität erreichen ohne das Produktionssystem potentiell teuren Umstrukturierungen zu unterziehen.
Was war für Sie während der Promotion die größte Herausforderung? Und was waren die Highlights in dieser Zeit?
In meinem Fall war es die recht lange Zeit meiner Promotionsphase. Hier hatte ich oft das Gefühl nicht wirklich voranzukommen, obwohl ich durchweg mit Laborarbeit, Datenauswertung, Konferenzbeiträgen, Anträgen, etc. beschäftigt war. Viele meiner Ergebnisse habe ich in Langzeit-Kultivierungen generiert, welche sehr betreuungsaufwendig sind. Hier ist es besonders ärgerlich, wenn Experimente aufgrund eines defekten Steuergerätes oder einer Störung in der Haustechnik abgebrochen und wiederholt werden müssen. Da kommt man auch mal ins zweifeln. Hinzu kommt, dass das Schreiben von Publikationen einschließlich peer-review sehr Zeit- und Energie-aufwändig ist.
Selbiges gilt dann auch für die Erstellung der Dissertation. Ebenso hätte ich die Zeit, welche in Selbstverwaltung und bürokratischen Abläufe geflossen ist gerne reduziert.
Parallel zur Schlussphase meiner Promotion habe ich dann in die Privatwirtschaft gewechselt. Dies war für mich eine sehr gute berufliche Chance, jedoch war die Doppelbelastung durch die Arbeit und die Fertigstellung der Dissertation deutlich spürbar.
Zu den Highlights gehörte es die veröffentlichten Publikationen in den Händen zu halten. Zudem wurde mir die Gelegenheit geboten an zwei Dienstreisen zu Universitäten in Vietnam mit dem Ziel der Anbahnung sowie des Ausbaus von Lehr- und Forschungskooperationen teilzunehmen.
Was würden Sie im Rückblick anders machen?
In der Rückschau fallen einem natürlich sehr viele Dinge auf, die man aus der heutigen Perspektive anders gelöst hätte. Dies ist ein natürlicher Entwicklungsprozess. Ich würde mir vor allem engere Zwischenziele stecken und bereits zu Beginn einen „roten“ Faden entwickeln damit ich mich stärker auf ein Thema fokussieren kann. Gerade zu Beginn der Promotionsphase ist man etwas orientierungslos und es kann helfen eine engere Anbindung an die Strukturen der betreuenden Universität zu suchen.
Wie geht es für Sie nach dem Promotionsabschluss beruflich weiter?
Die große berufliche Veränderung steht aktuell noch nicht an. Ich arbeite bereits seit September 2019 in einem forschungsnahen Dienstleistungsunternehmen und habe parallel dazu meine Promotion abgeschlossen. Wir bieten Beratung, Datenauswertung und Prozessoptimierung in allen Teilbereichen der Life Sciences sowie Statistik und Datenvisualisierung an.
Welche Tipps würden Sie angehenden Doktorand*innen an der EAH mit auf den Weg geben?
Überlegen Sie sich gut weshalb Sie eine Promotion beginnen wollen und ob Sie sich mit dem gewählten Fachgebiet identifizieren. Die Promotionsphase bewirkt ein großartiges fachliches und persönliches Wachstum, wird aber auch Ihre Motivationsfähigkeit, Frustrationstoleranz und Hartnäckigkeit wiederholt auf die Probe stellen.