Digitale Daseinsvorsorge
Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) und der digitalen Rentenübersicht existieren nunmehr zwei sozialpolitische Digitalisierungsprojekte, die für einen breiten Teil der Gesellschaft Relevanz entfalten sollen. Beide Vorhaben sehen digitalen Portale vor, die Bürger:innen dabei unterstützen, sozialpolitisch relevante Entscheidungen selbstbestimmt und informiert zu treffen. Die zugrundeliegende Idee ist die der organisierten Selbstbestimmung: Der Gesetzgeber schafft den Rahmen, in dem Informationen gesammelt und so aufbereitet werden, dass sie für alle leicht zugänglich und verständlich sind.
Jedoch ist ein Mehr an Selbstbestimmung und informierter Entscheidungsfindung nicht die einzige mögliche Folge dieser Entwicklungen. Es besteht auch das Risiko, dass die Vielzahl an Informationen und Entscheidungsmöglichkeiten Bürger:innen überfordert und sie ihre aktive Mitwirkung einstellen. Solche Szenarien werfen die Frage auf, wie die Zugänglichkeit solcher Portale gestaltet ist und welche Konsequenzen sie auf das Verhältnis zwischen Sozialstaat und Bürger:innen haben.
Das Forschungsprojekt setzt hier an und verfolgt zwei zentrale Ziele: Zum einen untersucht es, wie die elektronische Patientenakte und die digitale Rentenübersicht in der Praxis von Bürger:innen genutzt werden. Zum anderen analysiert es, welche normativen und legitimatorischen Implikationen diese neuen Instrumente der digitalen Daseinsvorsorge mit sich bringen.
Die zentralen Forschungsfragen des Projekts lauten:
- Welche normativen und legitimatorischen Konsequenzen ergeben sich aus Sicht der Bürger:innen durch die Einführung der digitalen Instrumente ePA und digitale Rentenübersicht?
- Welche Faktoren beeinflussen die Zugänglichkeit und Nutzung dieser digitalen Angebote?
Das Projekt untersucht diese Forschungsfragen mit einer qualitativen Vorstudie mittels der Methode des Lauten Denkens. In der zweiten Projektphase schließt dann ein quantitativer Survey an.