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Bachelorarbeit in Mexiko

Student der Ernst-Abbe-Hochschule Jena mit VDI-Preis ausgezeichnet

(19. September 2018) Hans Christian Koch wurde für seine Bachelorarbeit "Ökonomische und technische Bewertung von Wasseraufbereitungsverfahren am Beispiel der informellen Siedlung ‚Las Fincas‘ auf Cozumel, Mexiko“, in diesem Sommer mit dem GEU-Studienpreis 2017 des VDI (Verein Deutscher Ingenieure) geehrt. 
„Ich bin glücklich und stolz über den Preisgewinn. Die Auszeichnung des VDI stellt eine tolle Anerkennung der geleisteten Arbeit in Mexiko dar und zeigt, dass sich mein Engagement und das aller Unterstützer ausgezahlt hat. Dafür möchte ich allen Befürwortern und Förderern auf deutscher und mexikanischer Seite danken!“, so Koch.
Hans Christian Koch studierte von 2013 bis 2018 an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Dabei absolvierte er sein Bachelor- und Masterstudium in Wirtschaftsingenieurwesen. Im Bachelor vertiefte er den Studienschwerpunkt „Energie und Umwelt“. Als er sich für den Studiengang entschied, überzeugte ihn insbesondere der interdisziplinäre Ansatz: Als Wirtschaftsingenieur ist er in der Lage, Sachverhalte sowohl vom technischen, als auch vom betriebswirtschaftlichen Hintergrund nachzuvollziehen und zu bewerten.
Während seines einjährigen Aufenthalts an der Universidad de Quintana Roo (UQROO) Cozumel, Mexiko führte Hans Christian Koch Umfragen in einem Armenviertel durch. Dort fielen ihm die teils heiklen Lebensverhältnisse der Familien auf: Es besteht kein Anschluss an die öffentliche Wasserversorgung und Kanalisation, außerdem wird das aus dem Brunnen gewonnene Wasser nicht aufbereitet und Abwasser in die Umgebung abgeleitet.  Mit eigenen Untersuchungen wollte er den Zustand des Grundwassers dokumentieren und Lösungen für eine Wasserversorgung ohne die gesundheitlichen Gefahren für die Menschen vor Ort aufzeigen. So entstand die Idee für die Bachelorarbeit.
Vor Ort in Mexiko, wurde dann zunächst dem Verdacht einer vom Menschen verursachten Kontamination des Grundwassers mittels Untersuchungen der Grundwasserqualität nachgegangen. Dazu wurden Wasserproben aus 30 Hausbrunnen der Siedlung hinsichtlich physikalisch-chemischer, organischer, anorganischer sowie bakteriologischer Parameter analysiert. Die Ergebnisse waren bezeichnend: Im Grundwasser wurde die allgegenwärtige Präsenz von Fäkalbakterien festgestellt. Auf dieser Grundlage bewertete Koch Methoden der Wasseraufbereitung hinsichtlich Kosten, Nutzen und technischer Realisierbarkeit. Die Betrachtungen ergaben, dass eine wesentliche Verbesserung der Wasserqualität bereits mit geringem finanziellem – für die Anwohner bezahlbarem – Aufwand möglich wäre. 
Allerdings galt es auch mit einigen Schwierigkeiten fertig zu werden: Um überhaupt einen Zugang zum Brunnen zu erhalten, musste zunächst das Vertrauen der Anwohner und Brunnenbesitzer gewonnen werden. Dazu war einiges an Verhandlungsgeschick nötig. Auch für die kostspieligen bakteriologischen Analysen war Koch auf die Hilfe Dritter angewiesen. Der lokale Wasserversorger sicherte glücklicherweise die Unterstützung zu und stellte Laborinfrastruktur sowie benötigte Nährmedien zur Verfügung.
Zusätzlich absolvierte Koch noch drei weitere jeweils zweimonatige Praktika in Mexiko. Nach dem Abschluss der Bachelorarbeit kehrte er für die Durchführung weiterer Probenahmen nach Cozumel zurück, für die er das Untersuchungsgebiet erweiterte und auch Mikroschadstoffe wie Arzneimittel untersuchte. Die Ergebnisse veröffentliche er anschließend auf wissenschaftlichen Tagungen und in Zeitschriften.
Neben der Weiterentwicklung seiner fachlichen Kenntnisse, konnte der ehemalige EAH-Student auch einiges für sich persönlich mitnehmen: So spricht er jetzt fließend Spanisch und hat viele Einblicke in die mexikanische Kultur gewonnen. Außerdem entwickelte er ein interkulturelles Verständnis und eine große Offenheit für Neues und Unbekanntes. Im April dieses Jahres hat Koch sein Masterstudium abgeschlossen. Als Tutor betreut er nun peruanische Gaststudenten, die im Rahmen des vom DAAD geförderten PEEsuD-Projektes (Practice driven education in environmental engineering and sustainable development) an der Hochschule sind. Gerne möchte Hans Christian Koch im umwelttechnischen Bereich promovieren. Allerdings steht noch nicht fest, ob er zuerst Berufserfahrung sammeln muss.
Das von ihm betreute Projekt in Mexiko zeigt beispielhaft die Herausforderungen für Ingenieure in einer globalisierten Welt. Neben technischem Fachwissen gewinnen zunehmend auch Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenz an Bedeutung. Um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden, wurde im Jahr 2014 an der EAH Jena das neue Studienprogramm „Umwelttechnik und Entwicklung“ ins Leben gerufen. Dieser international und praxisnah ausgerichtete Bachelorstudiengang umfasst neben einer fundierten Ingenieurausbildung auch Aspekte der Entwicklungszusammenarbeit. Innerhalb des achtsemestrigen Studiums absolvieren die Studierenden ein einjähriges Auslandsstudium und -praktikum. Partnerländer sind beispielsweise Südafrika, Jordanien, Vietnam, Indonesien und Peru.
Informationen und Kontakt:Prof. Dr. Matthias Schirmer
matthias.schirmer@eah-jena.de
Nico Horn (nh)