Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Der Mensch steht im Vordergrund

Im Grunde liegt es auf der Hand und doch ist das Fazit des zweiten Alumni-Talks der EAH Jena am 21. April nicht selbstverständlich: Wenn man gerne Zeit in seinem Job verbringt, hat man bei der Berufswahl die richtige Entscheidung getroffen. Der Weg dorthin kann sehr unterschiedlich verlaufen, wie die Lebensläufe der drei Alumni aus den Fachrichtungen Pflegewissenschaft, Scientific Instrumentation und Wirtschaftsingenieurwesen zeigen.

 

Im Beruf schon lange angekommen, ist Sylvia Aschenberner. Sie hat 2007 ihr Studium der Pflegewissenschaft an der EAH Jena absolviert und später noch den Master of Health Business Administration angeschlossen. Beide Abschlüsse im Fernstudium zu erlangen ― neben dem oft stressigen Klinikalltag ― bedarf einer großen Portion Selbstdisziplin und vor allem Zeitmanagement. Nicht ohne Grund leitet sie seit 2013 den Pflege- und Funktionsdienst der Thüringen-Kliniken "Georgius Agricola" GmbH. Die Führungsposition über drei Standorte hinweg verlangt viel Engagement. Eine gute Teamarbeit erlaubt ihr jedoch Auszeiten, da sie sich auf ihre Mitarbeitenden verlassen kann. 
Worauf Sylvia schaut, wenn sie Personal einstellt? „Der Mensch steht in unserer Profession ganz klar im Vordergrund." Von den Bewerbenden wird eine hohe soziale Kompetenz und Motivation erwartet. „Wir bieten dafür umfassende Einarbeitungskonzepte, Mentoring und Coaching.“ Ihr Tipp an die Studierenden? „Der Blick über den Tellerrand gelingt dann, wenn ihr so viel wie möglich an außerfachlichen Angeboten, Exkursionen, Austausch und Weiterbildung mitnehmt!" Sie selbst ist stets an Weiterentwicklung interessiert und setzt sich auf Landes- und Bundesebene für die Professionalisierung der Pflege ein. 

Zum gleichen Abschlussjahrgang wie Sylvia Aschenberner gehört auch Robert Meyer, der sein Studium zum Dipl.-Wirtschaftsingenieur (FH) 2007 an der EAH Jena abschloss. Selbstmanagement und Disziplin, sagt Robert, waren auch für ihn Schlüsselkompetenzen, die ihn erfolgreich durch die zahlreichen Stationen auf seinem Bildungsweg geleitet haben und essentieller Bestandteil im Arbeitsalltag sind. Diese Fähigkeiten halfen ihm dabei, ein Start-up mit nur vier Mitarbeitenden in Jena erfolgreich zu einer Firma mit mittlerweile 20 Beschäftigten zu entwickeln. Bei der confovis GmbH, einem Produzenten optischer 3-D Messtechnik, ist er nun seit über zehn Jahren als Herstellungsleiter tätig.
Die eigenen Grenzen ausloten und verschieben, das empfiehlt Robert allen Studierenden. Er selbst sammelte, mit dieser Mentalität ausgestattet, wertvolle Erfahrungen bei einem Auslandsjahr in Namibia. Fachliche Aspekte standen dabei im Hintergrund. Das sich Einlassen auf eine fremde Kultur, brachte den entscheidenden Zugewinn, der ihn bis heute in seinem Berufsleben prägt. So lässt sich auch sein Aufruf an alle Zuhörer verstehen: „Schaut euch außerhalb eures Fachgebietes um!“  Auf familiärer Ebene hat diese Einstellung bereits gewirkt. So hat er seine Frau in einem fakultativen Sprachkurs kennengelernt. Im Rückblick weiß er nun, warum das Thema Interdisziplinarität im Studium wichtig war. Im Arbeitsleben ist man nur dann erfolgreich, wenn man sein eigenes Fachgebiet versteht, aber gleichzeitig auch Verständnis für andere Fachgebiete aufbringt. 

Bei Mownika Paladugu liegt der Berufseinstieg erst gut ein Jahr zurück. 2018 beendete Mownika ihr Masterstudium im internationalen Studiengang Scientific Instrumentation an der EAH Jena. Nach einem Jahr der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt und einer Weiterbildung zum Project Engineer stieg sie Anfang 2020 bei Amazon Robotics ein. Aufmerksam wurde sie auf die Stelle über das Karrierenetzwerk LinkedIn. Nach einem fünfstufigen Auswahlverfahren erhielt sie die Stelle als Hardware Support Engineer und ist verantwortlich für die Ausbildung technischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie den technischen Support an Standorten in Deutschland, Polen, Großbritannien und Japan. 
Geholfen beim Jobeinstieg haben Mownika neben ihren hervorragenden fachlichen Qualifikationen vor allem ihre interkulturellen Erfahrungen aus einem Auslandsaufenthalt an einer Partnerhochschule in Hongkong. Dort nahm sie 2018 an einer Summer School teil und kam mit Studierenden aus der ganzen Welt zusammen. Die Erfahrungen, die sie im Umgang mit Menschen unterschiedlichster Herkunft gesammelt hat, gaben ihr einen entscheidenden Vorteil in den Bewerbungsgesprächen bei Amazon Robotics. Darüber hinaus helfen ihr diese Erfahrungen dabei, mit Mitarbeitenden in Deutschland genauso gut zusammenzuarbeiten wie mit japanischen Kolleginnen und Kollegen. 

So stellten wir im Gespräch mit unseren Alumni fest: Fachkenntnisse sind für die Arbeit natürlich wichtig. Doch viel entscheidender sind die eigenen persönlichen und sozialen Kompetenzen, die wir sowohl im Studium als auch im beruflichen Alltag ständig brauchen und weiterentwickeln müssen. Denn Arbeiten heißt, kontinuierlich in sozialer Interaktion zu sein, ob im Pflegebereich, in der optischen Entwicklung oder im internationalen Vertrieb, da waren sich unsere drei Alumni einig.
Vor allem die Begegnungen während der Studienzeit, dem Studium mit Disziplin und Organisation zu begegnen, über die eigene Fachrichtung hinaus Erfahrungen zu sammeln sind überaus wertvoll und unverzichtbar für den Weg eines jeden Einzelnen. An dieser Stelle möchten wir noch ein schönes Credo anbringen, das Sylvia Aschenberner begleitet: „Selbstvertrauen ist der Schlüssel, der fast jede Tür öffnet.“ Es zeigt nicht nur, dass einem Vertrauen in sich selbst, in seine Fähigkeiten und Kompetenzen auf seinem Lebensweg voranbringen können. Es zeigt auch, dass es an einem selbst liegt, die Initiative zu ergreifen – für sich selbst und seine Ziele.  

Wir bedanken uns herzlich für diese aufschlussreiche Gesprächsrunde und sind begeistert zu sehen, welche spannenden Lebensläufe unsere Alumni aufweisen. Der nächste Alumni-Talk findet am 20.10.2021 im Rahmen unserer Jubiläumswoche „30 Jahre EAH Jena“ statt.

Julia Hillmann, Robert Schäf, Franziska Stang