Eine neue Sicht auf Wachstum
(5. Juni 2019) Der heutige „Tag der Forschung“ der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) Jena stand unter dem Motto „Forschung für Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit“. Ein Schlüsselthema waren Herausforderungen an die nächsten Generationen. Dabei schlugen die Referate aus Umweltwirtschaft, Klima, Energienutzung und Sozialpolitik Brücken zwischen den Fachgebieten. Eingebunden in den Tag war auch ein Festkolloquium aus Anlass des 20jährigen Bestehens der Klimastation der Hochschule. Außerdem wurden die Preisträger des Förderkreises ausgezeichnet.
Prof. Dr. Andrej Werner ist der diesjährige Forschungspreisträger der Ernst-Abbe-Hochschule Jena. Der Professor für E-Commerce und E-Business aus dem Fachbereich Betriebswirtschaft erhielt heute den mit 2.500 € dotierten Preis für seine Forschungs- und Entwicklungsleistungen. Professor Werner, der seit dem Wintersemester 2014/2015 an der EAH lehrt, ist für den Masterstudiengang „E-Commerce“ verantwortlich. Als Wirtschaftsinformatiker forscht er unter anderem auf den Gebieten von Analyse und Gestaltung elektronischer Geschäftsprozesse und digitaler Wertschöpfungssysteme.
Stifter des seit 2006 jährlich zum „Tag der Forschung“ vergebenen Preises ist der Förderkreis der EAH Jena. Vergabekriterien für die Auszeichnung sind außerdem die Förderung von Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern, die Einwerbung von Drittmitteln sowie der Aufbau neuer Kooperationen.
„Forschung für Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit“ war das Motto des heutigen Tages. Bereits am Vormittag hatte es zum Anlass eines Jubiläums ein Festkolloquium gegeben: 1999 startete die Klimastation der Hochschule, die bis heute verlässliche Wetter- und Klimadaten liefert. Das Kolloquium fand nicht nur unter dem Dach des Forschungstages, sondern auch auf dem Dach der Hochschule statt, wo die Station live ihre Türen öffnete.
Über die Aufzeichnungen von Wetter- und Klimadaten sprach Bernhard Kühn, Laboringenieur im Fachbereich Maschinenbau und Mitarbeiter in der Klimastation. Insgesamt sind etwa eine Million Datensätze nutzbar.
Umweltwirtschaftler Prof. Dr. Stefan Rönsch lehrt im Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen. Er fragte in seinem Vortrag, „Biomass- and Power-to-Gas – lessons learned?“, ob die (nötigen) Lektionen bereits gelernt wären.
Michael Rüb, Professor für Physikintensive Technologien und Mikrostrukturierung im Fachbereich SciTec, stellte das Prinzip von Leistungsschaltern vor. Deren Wirkungsweise mit so genannten „Feldstopps“ erklärt der Physiker gern mit einem Vergleich: Bei Nordsee-Deichen sollte der seeseitige Böschungswinkel möglichst flach sein, um die Welle sanft auslaufen zu lassen und ihr so möglichst viel Energie zu entziehen. Bei der Entwicklung von Leistungsschaltern sei es ähnlich. Es ist nötig, den optimalen „Böschungswinkel“ zu finden, damit das Ein- und Ausschalten von mehr als 3.000 Volt „sanft“ vonstattengeht. Leistungsschalter sind nicht nur ein Rückgrat effizienter Energienutzung, sondern auch eine Herausforderung an die nächste Generation.
Herausforderungen an die nächsten Generationen waren – im positiven wie negativen Sinne – ein Schlüsselthema des Tages und sorgten für Brücken zwischen verschiedenen Fachgebieten. Michael Opielka, Professor für Sozialpolitik im Fachbereich Sozialwesen, vertritt die Haltung, dass Nachhaltigkeit nicht zu trennen sei von „sozialer Nachhaltigkeit“ und diese beiden wiederum nicht von der „Zukunftsforschung“. Er sprach über Forschungsansätze und Ergebnisse aus der Altenhilfe und Inklusion, aber auch aus der Landwirtschaft und der Grundeinkommenssicherung.
Für Rektor Prof. Dr. Steffen Teichert, der vor Dr. Martin Gude, Vertreter der Thüringer Umweltministerin, die Veranstaltung eröffnete, muss unter anderem der Begriff „Wachstum“ neu definiert werden: Wachstum per se könne sich eine Gesellschaft in Verantwortung für die kommenden Generationen nicht mehr leisten. Der Physiker betonte jedoch, dass Menschen in der Lage seien, Dinge zu ändern und verwies in diesem Zusammenhang auf das Potential von Hochschulen.
Auch die kommende Wissenschaftlergeneration hatte heute ein Podium: Studentinnen und Studenten stellten ihre Forschungsthemen auf Postern aus. Die besten dieser wissenschaftlichen Arbeiten wurden ebenfalls mit Preisen des Förderkreises der EAH Jena prämiert.
sn